Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Im Jahr 2012 beschrieb er die neuen Dynamiken der Enthüllung in dem Buch "Der entfesselte Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter" (gemeinsam mit Hanne Detel). Zuletzt erschien von ihm im Jahr 2020 das Buch "Die Kunst des Miteinander-Redens" (gemeinsam mit Friedemann Schulz von Thun).

Manchmal endet Macht ganz leise und still, sie bröckelt so weg, zerrinnt wie heller, leichter Dünensand zwischen den Fingern, verwischt und verweht. Manchmal implodieren Macht und Ansehen in einem einzigen Moment. Und dann geht alles ganz schnell. Manchmal passiert aber auch kaum etwas, weil die Netzwerke und Verteidigungsbastionen halten, die offenen oder verdeckten Drohgebärden und Einschüchterungsversuche funktionieren und sich diejenigen, die jetzt eigentlich sprechen und eine Auseinandersetzung einfordern müssten, lieber eine kleine Pause verordnen. Einfach mal kurz abtauchen, so sagen sich vielleicht gerade manche Journalistinnen und Journalisten. Jetzt bloß nichts Unüberlegtes twittern. Bis wieder Ruhe einkehrt. Warum überhaupt eine klare Positionierung? Noch ist unklar, ob es in den nächsten Tagen leise bröckelt, laut knallt oder die Enthüllungen heruntergespielt und nonchalant zum längst Bekannten stilisiert werden.